Neues aus der Gärtnerei: Regen Regen Regen Regen

Diese Woche berichtet euch Sebastian über die aktuelle Lage in der Gärtnerei:

Regen, Regen, Regen… so lässt sich dieses „Frühjahr“ wohl zusammenfassen. Was für die Wasservorräte der tieferen Bodenschichten und auch für den Wald eine willkommene Auffrischung ist, macht uns in der Gärtnerei langsam aber sicher ernsthafte Probleme.
Tatsächlich bringt uns dieses für Außenstehende vielleicht gar nicht so dramatisch wirkende, nasskalte Frühjahr, das erste Mal wirklich in die Lage, als Biotop den „Solidarfall“ ausrufen zu müssen. Denn wir müssen uns in den kommenden Wochen immer wieder auf deutlich kleinere Ernteanteile gefasst machen.

Es braucht schon einiges an Motivation, wenn man tagtäglich von den Regentropfen am Fenster geweckt wird, bei eiseskälte zur Gärtnerei radelt und dann gefühlt den halben Tag damit verbringt in knöchelhohem Matsch herumzustapfen. Denn alle Wege sind mittlerweile gründlich aufgeweicht und zum Teil auch nicht mehr mit unserem Lieblingstransportgerät, dem Golfcart, befahrbar.

Ein so dauerhaft nasses Frühjahr, haben wir in unseren doch recht langjährigen Gärtnerkarrieren noch nicht erlebt. Und die Nässe in Kombination mit den niedrigen Temperaturen, hat mittlerweile gravierende Folgen auf unseren Anbau:
Zum einen hatten wir über einen Monat kein Wetterfenster mehr für die Bodenbearbeitung im Freiland. Dafür brauchen wir 3-4 Tage am Stück trockenes Wetter, denn bei nassem Boden zu Bearbeiten bringt gar nichts und zerstört uns die Bodenstruktur dauerhaft. Letzten Freitag konnten wir aber endlich den Boden bearbeiten und zumindest die bereits fertigen Jungpflanzen einpflanzen. Doch einige Jungpflanzen, welche bereits vor Wochen ausgesät und angezogen wurden, waren mittlerweile zu groß, um sie noch zu pflanzen. Sie werden dann entweder zu krank oder gehen direkt in Blüte. Erwischt hat es bisher einen Salatsatz und den kompletten Pak Choi. Hier haben wir es also mit Totalausfällen zu tun. Bei Blumenkohl, Brokkoli, Wirsing und bereits gepflanzten Salaten haben die Schnecken ordentlich zugeschlagen. Und was wir bisher auch noch nie erlebt haben: Die bereits gekeimten Karotten unter den Vliesen sind alle eingegangen – vermutlich durch die Dauernässe unter dem Vlies. – diese Kulturen fehlen uns somit in 6-8 Wochen für die Bestückung der Ernteanteile.
Die Kälte hat aber auch jetzt schon Auswirkungen. Die Freilandkulturen, die wir schon vor Wochen pflanzen konnten und jetzt eigentlich fertig sind, lassen auf sich warten. Eigentlich ernten wir um diese Zeit z.B. bereits tolle Blattsalate – dieses Jahr brauchen sie bestimmt noch zwei Wochen.

Im Gewächshaus steht zwar alles gut da, aber auch hier brauchen die Kulturen einfach länger, um zur Reife zu kommen. Wir versuchen zwar einiges mit Zukauf von Partnergärtnereien zu kompensieren, aber die stehen natürlich vor ähnlichen Problemen und unser Zukaufbudget für dieses Jahr ist weitgehend erschöpft.

Richtig dramatisch könnte es werden, wenn wir in den kommenden zwei Wochen, keine weiteren Wetterfenster für Bearbeitung und Pflanzung bekommen. Dann verzögern sich nämlich die Pflanzungen unserer mengenmäßig größten Kulturen, welche dafür sorgen, dass wir im Winter einen gefüllten Lagerkeller haben, auf unabsehbare Zeit nach hinten. Irgendwann ist es dann einfach zu spät für die Kulturen, um noch vernünftige Erträge zu bilden. Noch ist es aber nicht so weit und wir stehen natürlich in den Startlöchern, um jede noch so kleine Möglichkeit zu nutzen.

Nachdem wir aber Optimisten sind, hier noch die volle Hälfte des Glases:
🌱 Wir freuen uns täglich über unsere sechs großen Gewächshäuser, ohne die wir grade blöd aus der Wäsche schauen würden.
🌱 Wir haben bisher keinerlei Blattläuse in den Gewächshäusern, denn die hassen das nasskalte Wetter mindestens so wie wir.
🌱 Tomaten, Auberginen und Paprika haben wir so früh gepflanzt wie noch nie, denn Zeit hatten wir genug.
🌱 Unsere mühsam mit GenossInnenhilfe angelegten Kompostbeete zahlen sich jetzt richtig aus, denn hier können wir maschinenunabhängig von Hand pflanzen, wie z.B. letzte Woche unsere Zucchini
🌱 Unserer frisch gepflanzten Obstwiese ist ein langsames, schonendes An wachsen gegönnt, denn die Bäume freuen sich über die gute Wasserversorgung.

Die Saison hat ja erst angefangen und der Sommer kommt erst noch – bestimmt 😊.