So war unser gärtnerisches Jahr

Von unserer Gärtnerin Claudia

Das Jahr startete gut: Salate, Zucchini und Kürbisse wuchsen hervorragend, und auch in den Gewächshäusern gab es dank Nützlingen viele gesunde Pflanzen. Wir konnten den ersten Grünspargel ernten! Bei den Tomaten zwingt uns leider eine Krankheit nächstes Jahr den Anbau zu pausieren. Die feuchte Witterung brachte reiches Wachstum, allerdings auch viel Unkraut, Schnecken und Pilzprobleme. Wir haben viel Arbeit in konsequentes Hacken und Jäten gesteckt, haben die Untersaaten weiter verfeinert und konnten neue Techniken wie das „Striegeln“ ausprobieren. Beim Lagergemüse brachten besonders Kürbisse und Rote Bete tolle Erträge, während einige Kulturen wie das Kohlgemüse und die Karotten dieses Jahr schwächelten.

Die Mitgärtnertage waren wieder eine große Hilfe, jetzt ist alles eingelagert, und mit einem kleinen Erntedankfest haben wir die Saison abgeschlossen.

Wir freuen uns auf die Winterpause und haben schon viele neue Pläne fürs nächste Jahr!


So richtig los ging es in der Gärtnerei Anfang April mit den ersten Freilandpflanzungen und das fing gut an. Im Gegensatz zum Frühjahr ’23 gab es keinen kalten Dauerregen über Wochen, der uns ganze Sätze zerstörte. Stattdessen konnten wir die ersten Salate, Fenchel und Brokkoli bei schönem Wetter pflanzen und sie wuchsen unter guten Bedingungen schnell heran. Einzig der Rhabarber wollte dieses Jahr nicht so richtig loslegen. Er machte nur dünne Stängel und die Ernte fiel sehr mager aus. Wir vermuten das er früher als üblich „altert“. Es ist normal, dass nach ca. 7 Jahren an einem Standort die Wüchsigkeit der Rhabarberstauden sinkt. Dann sollten die dicken Wurzelknollen im Frühjahr oder Herbst ausgegraben, geteilt und zur Verjüngung an einen neuen Standort verpflanzt werden. Unser Rhabarber ist jetzt seit 5 Jahren am selben Ort, der Rückgang des Ertrags könnte also mit der Alterung zusammenhängen. Damit wir bald wieder ausreichend ernten können, haben wir eine neue Fläche hergerichtet und werden, sobald es die Witterung erlaubt, verjüngen. Stattdessen hat uns eine andere Frühkultur dieses Jahr beglückt: der Grünspargel. Erstmalig hat jeder Ernteanteil eine Portion Spargel bekommen Im nächsten Jahr sollte der Ertrag sich noch steigern. Außerdem haben wir die Anbaufläche dieses Jahr um ein Drittel vergrößert. Dieser neugepflanzte Spargel kann in drei Jahren erstmalig geerntet werden.

Ausgewogen ging es in den Frühsommer, keine späten Fröste die z.B. den ersten Zucchinisatz im Freiland hätten schaden können. Wir konnten verhältnismäßig früh die ersten Zucchini ernten und hatten die gesamte Saison eine gute Ernte. Auch die Sommerkulturen in den Gewächshäusern hatten einen guten Start, Tomaten Gurken, Paprika und Auberginen entwickelten sich schnell. Der Schädlingsdruck in den Häusern war heuer besonders gering. Vor allem Läuse sind in den Gewächshäusern im Frühjahr ein großes Problem. Wir vermuten das unsere Dauerblühstreifen an den Hausrändern ein gutes Überwinterungsquartier für Nützlinge sind. So tummelten sich z.B. viele Marienkäfer in den Gewächshauskulturen und es herrscht von Beginn an ein natürlich ausgewogenes Räuber/Beute-Verhältnis.

Im Freiland lies der regelmäßige Regen alles gut anwachsen. Unsere neue Bewässerungstechnik, eine sehr praktische Schlauchtrommel die den Regner, angetrieben vom Wasserdruck, selbst über den Acker bewegt, war nur selten im Einsatz. Aber es wird auch trockenere Jahre geben und wir sind sehr froh über diese Neuanschaffung, spart sie uns doch viel Arbeit für Auf- und Umbau der Regner und Zuleitungen.

Leider ließ der regelmäßige Niederschlag nicht nur die gepflanzten Kulturen gut wachsen, auch das Beikraut keimte wie verrückt. Es dauerte keine Woche nach einem Hackgang, da waren die Beete schon wieder mit einem grünen Teppich aus gekeimten Beikräutern bedeckt. Wo normalerweise zwei bis drei Hackgänge in einer Kulturstandzeit ausreichten, mussten wir heuer doppelt so oft hacken. Zum Glück hatten wir für zwei Monate einen erfahrenen Praktikanten, der uns täglich unterstützte.

Trotzdem kamen wir nur mit Mühe nach und so probierten wir Alternativen zum Hacken – wie z.B. das „Striegeln“ – aus. Hierbei wird ein Federzinkenstriegel von Hand über die Beete geschoben, was gegenüber der Handhacke einen Bruchteil der Zeit in Anspruch nimmt. Diese Technik funktioniert nur in einem kurzen Zeitfenster: die Kulturpflanze muss schon fest genug verwurzelt sein damit der Striegel sie nicht rauszieht, gleichzeitig darf die Pflanze noch nicht zu groß sein um durch die Federzinken nicht beschädigt zu werden. Das Beikraut hingegen darf gerade erst aufgekeimt sein, sonst kann der Striegel es nicht entwurzeln. Beim Sellerie haben wir den optimalen Zeitpunkt erwischt und mit dieser Methode gute Erfolge erzielt.

Grundsätzlich ist das Beikrautmanagement mit der Handhacke während der Freilandsaison einer der großen Arbeitszeitposten. Die Maschinenhacke mit dem Bulldog ist für uns keine Lösung. Häufiges befahren des Ackers führt zu Bodenverdichtung und schadet dem Bodenaufbau. Gerade in unserer Region mit vergleichsweise vielen Niederschlägen gibt es wenige Zeitfenster an denen der Acker ohne Schaden befahren werden kann. Mit der Handhacke hingegen können wir nach dem Regen schon am Folgetag wieder Hacken.

Auch das Aussähen von Untersaaten hilft uns den Hackaufwand zu dezimieren. Wir experimentieren jedes Jahr mit verschiedenen Untersaaten. Sie sollen in langstehenden Kulturen den Boden flach bedecken und das Beikraut durch Beschattung am Keimen hindern ohne eine Konkurrenz für die Kulturpflanze zu werden. Ein weiterer Vorteil der Untersaat: ist die Kultur im Herbst abgeerntet, kann die Untersaat sich voll entwickeln und bedeckt den Boden für den Winter.

Das Bild zeigt unseren abgeernteten Kürbis-Acker. Hier ist die Klee-Untersaaat schön zu sehen:

Außerdem planen wir für die Saison’25 den Einsatz von unserem Streuobstwiesenheu zum Mulchen ausgewählter Kulturen. Die Mulchschicht hindert Beikräuter am Keimen und wachsen, sie ernährt das Bodenleben, schütz vor Austrocknung und Erosion und verbessert damit die Versorgung der Kulturpflanzen.

Ein weiteres Phänomen dieser feuchten Saison, jeder Hausgartenbetreiber wird sich erinnern: die Schnecken. Durch die kontinuierlichen feuchten Bedingungen konnten sie sich ungehindert fortbewegen und erreichten auch auf unserem Acker so manches Salatbeet. Totalausfälle hatten wir nur zweimal, jeweils ein ganzes Beet Salat. Alle anderen Salatsätze konnten wir für die Kiste ernten, allerdings oft mit Schnecken als Proteineinlage darin versteckt. Erfreulicherweise machten die Schnecken nur im noch im Sellerie signifikanten Schaden. Dort fraßen sie Löcher in die schon ausgebildeten Knollen. Eigentlich nicht so schlimm, doch durch den regelmäßigen Regen waren diese Löcher immer Wassergefüllt. Sie vernarbten nicht, fingen zu gammeln an und verwandelten die ganze Knolle in Selleriemus.

Während des Sommers förderten die regelmäßigen Niederschläge neben Unkraut und Schnecken auch Pilzkrankheiten. Die regionalen Kartoffelbauern hatten früh mit der Kraut- und Braunfäule (Phytophthora) zu kämpfen, die Nachtschattengewächse wie Kartoffeln und Tomaten befällt. Dieses Jahr starb das Laub so früh ab, dass sich die Knollen nicht voll entwickeln konnten. Deshalb haben wir von unserem Kartoffellieferanten Albert aus Ismaning schmackhafte, aber nur kleine Kartoffeln bekommen.

Auch in den Gewächshäusern wurde die feuchte Luft zu einem Problem, Pilzerkrankungen breiteten sich unter diesen Bedingungen gut aus. Daher hieß es: Lüften, Lüften, Lüften! Die Häuser bleiben deshalb immer einen Spalt geöffnet, und bei Bedarf setzen wir zwei große Ventilatoren ein. Dank dieser Maßnahmen blieben die Gewächshauskulturen relativ gesund. Auch das regelmäßige Entblättern und der kontinuierliche Einsatz von Nützlingen bewährten sich. Bis Ende September konnten wir jede Woche Gurken für alle ernten, auch Paprika und Auberginen waren bis Oktober für alle da.

Nur die Tomaten bereiteten uns Kopfzerbrechen. Die bakterielle Krankheit, die uns schon letztes Jahr hart getroffen hat, breitete sich trotz aller Maßnahmen aus. Da die Bakterien im Boden sind, müssen wir nächste Saison radikal auf den eigenen Tomatenanbau verzichten. Dafür kaufen wir welche von unseren befreundeten Betrieben zu.

Im Freiland wuchsen alle Kulturen dank der Niederschläge und warmen Temperaturen prächtig. An den Mitgärtnertagen im Sommer habt ihr gehackt und gejätet – vor allem in den Karotten und Roten Bete war das eine große Unterstützung. Ende August, etwa zwei Wochen früher als sonst, begann die Einlagerung. Als Erstes holten wir am dritten Mitgärtnertag die Kürbisse rein. Allen Sorten tat die Witterung gut, die Erntemengen und Qualitäten waren sehr zufriedenstellend.

Bereits im September schien plötzlich alles Gemüse schnell ins Lager zu wollen. Karotten- und Sellerielaub verfärbten sich früh gelb und braun – ein Zeichen, dass sie schnell geerntet werden müssen, bevor Krankheiten auf die Wurzeln übergehen können. Bei einem gut besuchten Mitgärtnersamstag war die Karottenernte innerhalb eines Tages abgeschlossen: Rekord! Leider war der Ertrag nicht sehr hoch, und die Karotten waren recht klein. Auch mit dem Geschmack der Sorte Oxella waren wir heuer weniger zufrieden. Hier probieren wir nächstes Jahr noch weitere Sorten aus. Rote und Gelbe Bete hingegen waren ertragreich und von vortrefflicher Qualität. Unsere Strategie, sie anstatt Direktsaat über Pflanzung von bereits aufgezogenen Jungpflanzen anzubauen, bewährt sich.

Auch das Blau- und Weißkraut und der Kohlrabi Superschmelz mussten Anfang Oktober geerntet werden, da die äußeren Blätter gelb wurden. Die Kopfgröße blieb klein, die Stückzahl war aber gut. Die Steckrüben tun sich mit unserem schweren Boden schwer und erbrachten geringe Erträge, deswegen werden wir sie jetzt komplett aus dem Anbau nehmen. Stattdessen versuchen wir einen Herbstsatz Romanesco. Die Kohldrehherzmücke bereitete uns heuer erstmals Probleme: Sie zerstörte einen kompletten Brokkolisatz. Die Mücken hatten in das Herz jeder Brokkolipflanze ihre Eier abgelegt. Die Larven sondern ein Sekret ab, das die Pflanzenzellen auflöst um sich davon zu ernähren. Leider verursacht diese Zellschädigung ein Eindrehen des Pflanzenmittelpunktes (Drehherz), so dass sich keine Blüte, also kein Brokkoli entwickeln kann. Der daneben stehende Radicchio gehört zu einer anderen Pflanzenfamilie und blieb zum Glück unversehrt und tröstete uns mit schönen Köpfen.

Mitte Oktober war die gesamte Lagerernte bereits im Keller, und wir feierten mit Euch ein kleines Erntedankfest mit Suppe und Lagerfeuer. Auf dem Acker verbleiben nur frostharte Kulturen wie Grünkohl, Palmkohl und Lauch, die wir nach und nach ernten.

Jetzt freuen wir uns auf die Winterpause, um Kräfte für die neue Saison zu sammeln.