Inzwischen ist es nicht nur kühl, sondern kalt. Welch‘ Glück, wer die Sommer- und Herbsternte in Einmachgläsern konserviert hat! Wie sonnenverwöhnt waren wir noch im November – es dankte der erste Feldsalat mit einer qualitativ und ertragsmäßig sensationellen Ernte.
Die Bewässerungshähne sind nun wegen Frostgefahr aufgedreht, die Blätter fast alle hinweggefegt, der Staudengarten gestutzt, die Vogelhäuschen verlassen. Die unbeheizten Gewächshäuser, in denen Vliese und Säcke zum Beschweren ausgelegt sind, beherbergen nun winterfeste Kulturen wie Spinat, Winterpostelein, Feld- oder Asiasalat.
Das pulsierende Sommerleben, das Summen der Insekten, aber auch die stete Geräuschkulisse durch die umliegende Bewirtschaftung ist fast verstummt. Gut, wer ein passendes Winterquartier gefunden hat! Auch wenn wir mit dem Rest der Welt verbunden sind und zumindest uns Europäern mit hohem Lebensstandard die Welt offensteht, so lohnt der Rückzug in den ruhigeren Monaten und das Sich-Besinnen auf das Geschenk, das wir erhalten haben.
Vorbei die Zeit, wo wir schwitzend zwischen Wänden aus Bohnenblättern nach den Früchten und auch Läusenestern gesucht, die Tomatenrispen wegen zu hohem Fruchtbehang eingekürzt, die Gurken 3x pro Woche geerntet haben. Vorbei die Zeit, wo Sonnenfenster zum Freilandpflanzen genutzt werden mussten, das Jäten manchmal kein Ende nahm, und wo wir von den Sommerfrüchten nicht genug bekommen konnten. Von der Hand in den Mund – vielleicht noch eine Kindheitserinnerung des ein oder anderen aus Opas Garten – wanderten Gurken, Tomaten, Mairüben. Vom Ertrag her war es ein sehr gutes Jahr. Die GärtnerInnenleistung wollen wir nicht schmälern, aber natürlich haben Wärme und meist ausreichender Niederschlag das Ergebnis begünstigt.
Schwer vorstellbar die ersten Wochen der Hauptsaison, wo auch wir wieder körperlich in die Gänge kommen, bei teils niedrigen Nachttemperaturen noch um die ersten Pflanzungen bangen und Notheizungen aufstellen, und mit dem Umbau auf Sommerkulturen viel Arbeit in den Gewächshäusern leisten mussten. Wer ernten will, muss vorher bereiten, säen, pflanzen, und dann aber auch hegen. Zumindest dann, wenn man etwas produzieren möchte, das satt macht, und nicht nur hie und da eine Rote Bete herauszupfen.
Wir haben dieses Jahr mehrere Versuche mit Kompostbeeten in den Gewächshäusern gemacht. Komplette Beete aufzuschütten ist etwas aufwändiger in der Anlage (beim Pflanzen natürlich ein Traum da sehr locker), doch je nach Kultur reicht es auch, etwas Kompost aufzutragen und diesen zu verteilen. Das Düngen während der Standzeit haben wir uns so bereits im zweiten Jahr erspart, nur die Grunddüngung vorab ist nach wie vor unerlässlich. Die Freilandkompostbeete haben sich bewährt, sie werden je nach Fruchtfolge nochmals mit einer Ladung Kompost versehen und im Herbst/Winter nach dem Abernten mit einer Folie abgedeckt. Hier steht im Vordergrund, dass wir gar nicht bearbeiten und das organische Material soweit möglich nach der Ernte im Beet lassen. Unsere Bodenbearbeitung umfasst sonst alle Freilandbeete und einen Teil der Gewächshaus-Beete, die mit der Fräse oder Kreiselegge (Anbaugeräte am Traktor), oder aber mit der Minifräse (betrieben mit Akkubohrer, man geht dahinter und führt sie) bearbeitet werden. Stichwort Bodenleben: Wir müssen uns um unseren Boden kümmern, er ist unsere Nahrungsgrundlage! Wer einmal anfängt, sich mit den komplexen Bodengefügen und dem Mikrokosmos zu beschäftigen, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und versteht vielleicht, warum der Aufbau so schwierig ist.
Es war, nicht nur auf das Gärtnerische bezogen, für das Biotop ein ereignisreiches Jahr mit vielen Veränderungen. Wer offen dafür ist, dem eröffnen sich neue Chancen. In diesem Sinne erholen wir uns nun von der Saison und schmieden Pläne!