Unsere Gewächshäuser im Winter

Ein Text von unserer Gärtnerin Claudia

Letzte und diese Woche habt ihr im Ernteanteil eine schöne Portion Feldsalat vorgefunden und auch in den nächsten Wochen wird immer etwas frisches Grünes in der Kiste sein. Dank unserer Folientunnel können wir den ganzen Winter fast jede Woche mindestens eine Kultur aus den Häusern beernten. Und das ganz ohne Heizung!

Bei unseren Gewächshäusern handelt es sich um sogenannte Kalthäuser, d.h. sie haben keine Heizungsvorrichtung und damit keinen Energieverbrauch. Sie erwärmen sich ausschließlich durch das einfallende Sonnenlicht. Das Dach besteht aus einer Doppelfolie, die mit Luft aufgeblasen wird, dies bildet eine zusätzliche Isolierung. Auch indirekte Strahlung durch eine Wolkendecke wird eingefangen und erwärmt die Häuser. So erreichen wir Tagsüber auch bei Minusgraden Plustemperaturen im Haus. In der Nacht dringt die Kälte jedoch ins Haus und die Temperaturen können unter den Gefrierpunkt fallen. Deshalb müssen die Kulturen, die wir im Winter anbauen, tolerant gegenüber Frösten sein. Sie vertragen das Einfrieren und wachsen nach dem Auftauen weiter.

Pflanzen haben vielfältige Strategien, um den Frost zu überleben. Zuckerhut und Endiviensalat z.B. lagern gelöste Stoffe (Zucker) im Zellsaft ein um den Gefrierpunkt in der Zelle nach unten zu verschieben. Dies gelingt aber nur um einige Grade, weshalb sie starken Frösten nicht standhalten. Effektiver ist es, die Zellen davor zu schützen durch das Einfrieren nicht zu platzen. Dazu lagern Pflanzen kältestabile Phospholipide in der Zellmembran ein, die das Platzen verhindern. Außerdem werden Frostschutzproteine (AFP’s = AntiFrostProtein) im Cytoplasma eingelagert, die die Funktion der Proteine in der Zelle schützen.

Um die Temperaturschwankungen in den Häusern so gering wie möglich zu halten, decken wir die Kulturen mit Vliesen zu. Bei starken Frösten sogar mit einer doppelten Vliesschicht. Deshalb seht ihr leider im Hochwinter nicht, wie es im Haus grünt: alles ist unter weißen Bahnen versteckt. Und wir Gärtnerinnen sind genervt vom mühseligen auf- und zudecken zur Ernte und bei Wetterwechseln. Aber die Vliese sind unverzichtbar: Sie halten die Bodenwärme im Bereich der Pflanzen und dämmen das Abkühlen ein. Bei Außentemperaturen von bis zu -8 Grad können wir so das Einfrieren der Pflanzen im Gewächshaus verhindern. Wird es noch kälter, gefriert es auch unter dem Vließ. In diesem Fall müssen wir mit der Ernte warten, bis die Pflanzen wieder aufgetaut sind. Sie können sich nur erholen, wenn die Verbindung zur Wurzel bestehen bleibt. Das gilt auch im Hausgarten: niemals gefrorenen Pflanzen ernten. Immer erst vor dem Schnitt im Beet auftauen lassen!

Folgende Kulturen vertragen Fröste und stehen bei uns in den Wintermonaten im Gewächshaus: Red Russian Kale, Asiasalat, Winterpostelein, Spinat, Petersilie, Rucola, Feldsalat, Endiviensalat, Mangold. Bis auf die drei letztgenannten treiben die Kulturen nach dem Schnitt wieder nach und liefern so über die Wintersaison 4-6 Schnitte. Feldsalat kann das leider nicht, er muss jedes Mal neu gesetzt werden was mit viel Arbeit und Kosten für die Jungpflanzen verbunden ist und ihn zu einer sehr teuren Gemüsekultur macht. Weil wir ihn aber alle lieben, machen wir uns die Arbeit gerne und haben dieses Jahr etwa ein Drittel der Gewächshausfläche mit Feldsalat bepflanzt. Ihr könnt euch also auf noch mehr frisches Grün freuen!