Der Boden – unsere wichtigste Ressource

Ein Text von unserem Auszubildenden Linus

Während Böden andernorts schon so zerstört sind, dass Tomaten in Substratsäcken angebaut werden müssen, versuchen wir unsere wichtigste Ressource nicht auszubeuten, sondern sogar noch weiter aufzuwerten. Im Sinne einer regenerativen Landwirtschaft möchten wir unseren Boden stetig aufbauen. Aber wie geht das und was macht einen guten Boden überhaupt aus?

Ein fruchtbarer Boden steckt voller Leben. Eine Handvoll Ackerboden enthält Milliarden Lebewesen, in jedem Quadratmeter steckt etwa ein Kilo Bakterien, Pilze, Algen, Einzeller, Regenwürmer,…Das wichtigste Erkennungsmerkmal eines guten Bodens ist der Humusanteil.

Humus ist fein zersetzte organische Substanz und maßgeblich für eine gute Bodenstruktur. Wegen der bindenden Eigenschaften von Humus ist ein humoser Boden weder völlig hart noch völlig lose, sondern besitzt eine entscheidende krümelige Struktur. Die entstehenden Poren machen ihn durchwurzelbar und speichern Wasser und Luft für Pflanzen und Bodenleben. Leicht verdaulicher Nährhumus kann zu Nährstoffen zersetzt werden, schwer zersetzlicher Dauerhumus bindet in Verbindung mit Ton freie Nährstoffe und schützt sie so vor der Auswaschung, bis sie gebraucht werden. Ein guter Boden kann Wasser, Luft und Nährstoffe wie ein Schwamm aufnehmen und bei Bedarf abgeben. Außerdem bindet Humus viel Kohlenstoff, der vorher als CO2 der Luft entzogen wurde. Humusaufbau sorgt also für eine positive CO2-Bilanz.

Um Humus aufzubauen, müssen wir also viel organische Substanz in den Boden bringen. Deshalb lassen wir bei der Ernte alle Reste einfach auf dem Acker liegen (Flächenrotte) und düngen einmal im Jahr mit Kompost. Am wichtigsten ist für uns aber die Gründüngung. Vielleicht ist euch schon mal aufgefallen, dass auf unseren Äckern teilweise Klee, Roggen oder wilde Mischungen mit Sonnenblumen, Buchweizen, Lupinen, Ackerbohnen, Wicken, Ackersenf, Phazelien und vielen mehr stehen. Die säen wir aus, sobald ein Beet fertig geerntet ist, denn es schadet dem Boden enorm, wenn er blank liegt. Er ist dann der Erosion ausgesetzt und dem Bodenleben geht die Nahrung aus. Die Gründüngungspflanzen sind so gewählt, dass sie Insekten ernähren, den Boden schnell bedecken, viel Biomasse bilden und das Bodenleben fördern. Einige können sogar durch Symbiose mit Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft im Boden anreichern. Wenn wieder eine Gemüsekultur aufs Beet soll, zerhäckseln wir die Gründüngung und lassen sie genau wie die Erntereste auf der Fläche verrotten.

Wenn wir Unkraut bekämpfen oder Beete zum Pflanzen vorbereiten wollen, bearbeiten wir den Boden möglichst schonend, selten und flach. Um das Bodenleben nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, fräsen wir nur 5-10cm tief, und wenn wir den Boden mal auf maximal 20cm lockern müssen, nutzen wir die Kreiselegge, die den Boden nur „umrührt“ und die Bodenschichten deshalb weitestgehend erhält. Außerdem produziert sie nicht wie andere Geräte eine verdichtete Schicht direkt unterhalb der Bearbeitungstiefe.

Wegen der schweren Böden in unserer Region müssen wir besonders darauf achten, Bodenverdichtung zu vermeiden, indem wir zum Beispiel nur von Hand hacken und dadurch wesentlich seltener mit dem Traktor aufs Feld fahren. Das hat sich dieses Jahr zum Beispiel extrem bewährt: Wir hatten trotz teilweiser extremer Niederschlagsmengen nie Staunässe auf unserem Acker.

Unser letzter Baustein für einen gesunden und ausgeglichenen Boden ist die Fruchtfolge. Durch das Rotationsprinzip dauert es einige Jahre, bis die gleiche Kultur wieder an derselben Stelle steht. Dadurch kann sich der Boden regenerieren, denn jede Pflanzenfamilie hat einen etwas anderen Bedarf an bestimmten Nährstoffen. Außerdem beugen wir so bodenbürtigen Krankheiten vor, die spezifische Pflanzen befallen und zum Teil über Jahre im Boden überdauern können.

So hoffen wir, dass uns unser fruchtbarer Acker auch in den kommenden Jahrzehnten eine reiche Ernte beschert.

Einen tollen Beitrag über den Boden hat die Serie „Checker Tobi“ im Biotop zusammen mit unserer Gärtnerin Claudia gedreht.