Ein kleiner Exkurs – Jungpflanzen

Es war einmal … ein Pflanzversuch letzte Woche – nach langer Trockenheit und etwas Niederschlag war der Boden endlich annehmbar zum Pflanzen und wir standen alle parat, doch unsere Jungpflanzen kamen erst spät abends an und da regnete es bereits. Am nächsten Morgen versuchten wir in den etwas nassen Boden viel zu große Pflanzen zu setzen, dies waren die dringlichsten. Nachdem sie mit den großen Blättern oft in den Pflanzbechern hängenblieben, die Feuchtigkeit die Andrückwalze verschmierte und durch den lehmigen Boden die Zustreifer verstopften, gaben wir nach 5 Beeten auf und parkten die restlichen Pflanzen im Tunnel. So kann’s gehen – zumindest aktuell. Wir haben schon viel im Biotop umgesetzt, aber dieses Thema lässt uns keine Saison los: Jungpflanzen – die große Frage von Zukauf und Eigenproduktion.

Folgende unkomplizierte Kulturen ziehen wir selbst an: Gesät werden Radieschen (Handsägerät), Sprossen (von Hand), Lagergemüse Karotten und Rote/Gelbe Bete (Anbaugerät am Traktor), in Töpfe gesät werden Kürbis, Zucchini, Bohnen, Mais, bzw. im Freiland gesteckt wird Knoblauch. Katerinas Kräuter und Blütenpflanzen werden ebenfalls gesät und als einzige unserer Pflanzen pikiert. Andere interne Anzuchtversuche wie den Lauch gab es schon, doch das gaben wir wieder auf. Die restlichen ca. 146.000 Pflanzen kaufen wir im 2-Wochen-Rhythmus von der Firma Natterer zu. Der Zukauf hat u.a. folgende Vorteile: Wachstumsvorsprung, einheitlicher Wuchs, Nieten können aussortiert werden, Auslagern des Krankheits- und Befallsrisikos, leichteres Jäten gegenüber Aussaaten, da zeitgleicher Aufgang mit Beikräutern (schwierige Unterscheidung und leichte Entwurzelung) … So weit, so gut. Doch wie eingangs geschildert ist der geplante Pflanzzeitpunkt manchmal nicht einzuhalten, d.h. die Pflanzen können nicht über den Ballen hinaus wurzeln und Nährstoffe aufnehmen, und „hinten raus“ wird die Kultur nach dem Pflanzschock (wenn zu lange gestanden und zu groß) vielleicht nicht rechtzeitig fertig. Und auch bei Lieferungen geht manchmal nicht alles glatt, die Pflanzen waren doch manchmal nicht gesund, zu groß oder zu klein für unseren zeitlichen und wettertechnischen Pflanzplan, die Ballen fast durchgetrocknet oder schon stark verwurzelt.

Hinter dem Wunsch nach einer Ausweitung der eigenen Jungpflanzenproduktion stehen nicht nur generelle Autarkiegedanken, sondern eben auch unsere jährliche Erfahrung mit den Lieferungen und Lieferzeitpunkten. Und natürlich der regionale Kreislauf, den wir im bzw. mit dem Biotop etablieren möchten. Das Saatgut ebenso wie die Aussaaterde würden erstmal nach wie vor von woanders stammen, aber wir spüren immer öfter die Notwendigkeit, den Anzuchtprozess an sich im Biotop zu haben. Es ist eine sehr weitreichende und teure Entscheidung. Wir haben schon einige Optionen mit den vorhandenen Möglichkeiten und kleinen Anbauten und Beheizbarkeit durchgespielt, jedoch wieder verworfen. Eigentlich wäre es ein Projekt neben, nicht in der Gärtnerei. Wie wir immer wieder erleben ist es aber wirklich wichtig, einen gedanklichen Vorlauf zu haben, auch Ideen „wachsen“ und so kommt vielleicht in Zukunft ein Baustein zum anderen.

Bündeln wir die Produktion bei uns, ist das ganze Jahr über ein großer Abstimmungsbedarf zwischen Anzucht und Anbauplanung nötig, und das bei unterschiedlichsten Parametern von Kultur zu Kultur. Das relevante Fachwissen und die Erfahrung für eine erfolgreiche Anzucht sind immens, kleiner Einblick:

  • Unterschiedliche Anzuchtdauer je nach Kultur und Jahreszeit
  • Entscheidung über Direktsaat oder Pikieren
  • Steuerung von Temperatur und Feuchtigkeit, Kühl- oder Warmanzucht (schossgefährdete Arten), danach Pflanzen abhärten
  • Pflanzenschutz in der Anzucht, andere als in der Kulturführung
  • Herstellverfahren mit Erdpresstöpfen, Anzuchtplatten oder Zapfencontainern
  • Arbeitsplätze für Folgearbeiten wie pikieren und veredeln vorsehen usw.

Bestellen wir extern, geben wir diesen ersten Teil komplett ab. Auch bei einer Bestellung muss man übrigens früh genug dran sein, um noch die gewünschten Sorten zu bekommen, denn Saatgut ist nicht im Übermaß vorhanden, schon gar nicht im Bioanbau. Das ist nochmal eine andere Geschichte.

Noch haben wir nichts Konkretes in Richtung Ausbau der Jungpflanzenanzucht geplant, doch es beschäftigt uns wie ihr seht! Jetzt in der Osterwoche kommen die Tomaten, im Freiland konnten wir diese Woche bereits einiges Pflanzen. Der Wettergott scheint uns diesmal hold!