So war unser (Gemüse)-Jahr 2021

Unsere Gärtnerin Tanja hat für euch einen tollen und sehr ausführlichen Bericht über unser Gemüsejahr 2021:

Jetzt schneits und frierts! Gerade haben wir auch im Gewächshaus wieder alle Vliese aufgezogen, um unsere Kulturen bestmöglich zu schützen, zu isolieren und das Wachstum so gut es geht zu begünstigen. Wir fühlen uns sehr ans Frühjahr erinnert, wo wir alle frischen Pflanzungen im Freiland mit Vliesen abgedeckt haben … So neigt sich die Saison 2021 dem Ende zu. Die Anbauplanung für 2022 ist gemacht, die nächsten Jungpflanzen bestellt. Die Basis dafür war natürlich das Resümieren der diesjährigen Saison, immer mit dem Anspruch, es soweit möglich und vertretbar besser zu machen. Dazu gehört nicht nur der Anbau, sondern auch unsere Arbeitsbedingungen, unsere Ressourcennutzung usw.

Zu Letzterem ist als Highlight die Solaranlage zu nennen! Sie ist in Betrieb und soll auch eine Heizung für die Waschhalle speisen. Nächstes Jahr wird daher sehr interessant! Auch unser Arbeitsgefährt „Helpi“, das kleine Golf-Cart, war eine ganz schöne Anschaffung, für die wir aber extrem dankbar sind. Er ist so vielseitig wie unsere Gemüsepalette oder unser Team: Nachdem Tanja die Ausbildung in Vollzeit erfolgreich abgeschlossen hat, folgte Juliane ihr auf dem Fuße in die Ausbildung in Teilzeit. Auch dies ist abermals etwas Neues! Zudem ist Lotta wieder mit dabei. Wir gehen so gut besetzt wie nie in die nächste Saison mit Sebi, Nick, Claudi, Katerina, Laura, Lotta, Tanja und Juliane. Mit Julia im Hintergrund kein Problem!

Nun aber mal von Gemüse zu Gemüse: Das Jahr war doch recht von Kälte und Nässe geprägt und konnte auch nicht mit einem stabilen Sommer dienen. Das wechselhafte Wetter verlangte uns einiges an Flexibilität ab, was wir aber, auch dank euch, gut abfangen konnten. Was war neu? Wir haben uns an das Kompost-Mulch-System herangewagt: Im Freiland kamen Zucchini, Lauch und Gelbe Bete in den Genuss (Fläche der Intensivfruchtfolge nahe der Waschhalle), in den Gewächshäusern die Tomaten. Wir sind bisher positiv angetan. Den Zucchini kam vermutlich noch das Vlies im Frühjahr zugute, der Lauch steht immer noch sehr gut und schadensfrei da. Wir werden die Fläche draußen beibehalten und in den Häusern jeweils ein Haus pro Jahr mit Kompostbeeten belegen. Hier wird dieser später eingearbeitet und dient als Düngung. Im Freiland bleiben die Beete unbearbeitet, länger bestehen und werden in Abständen mit Kompost aufgefrischt. Hier sammeln wir noch Erfahrungen.

Interessant ist auch immer die Bilanz des Sommergemüses aus den Gewächshäusern. Hier halten wir jede Ernte mengenmäßig fest und werten dies grafisch aus. So zeigen sich je nach Einfluss von Witterung, Pflege, Bewässerung, Düngung und Sorte unterschiedliche Ernteverläufe, die wir dann zu begründen versuchen. An Kulturen haben wir die Aubergine neu angebaut. Wir sind mit dem ersten Jahr sehr zufrieden: trotz Befall mit Läusen und Kartoffelkäfern war der Ertrag gut. In der nächsten Saison werden wir die Pflege intensivieren und damit sicher regelmäßiger ernten und mehr Früchte ausreifen lassen können. Die Nachbarn im Haus waren die Paprika – hier hat sich die Biolandberatung bezahlt gemacht. Wir haben vor der Pflanzung das Gewächshaus zwei Wochen „aufgewärmt“, also nicht gelüftet. So hatten die Pflanzen gleich „warme Füße“, gingen schneller in Wuchs und konnten früher beerntet werden. Zum guten Ertrag hat sicher auch die veränderte Pflege beigetragen, denn wir haben mehr ausgegeizt und die Pflanzen waren daher nicht nach der ersten Fruchtphase erschöpft. Die Bohnenfliege konnte dieses Jahr unseren Bohnen dank präventiver Nematodenbehandlung nicht schaden, der Ertrag war jedoch aufgrund der fehlenden Wärme recht gering und das Erntefenster kurz. Kein Jahr ohne Mehltau: obwohl sie durch die Feuchtigkeit früh von Mehltau befallen waren, haben die wärmebedürftigen Gurken einen zufriedenstellenden Ertrag geliefert. Wir waren allerdings ziemlich radikal im Entblättern und haben dadurch die Ausbreitung der Pilzkrankheit verzögern können. Die Tomaten waren dieses Jahr ein Mehrfach-Experiment: Anbau in Kompostbeeten, Vorwärmen der Gewächshauser, eine neue aber sonst im Anbau Standardsorte bei Salattomaten. Der Ertrag der Cocktailtomaten hat uns sehr positiv überrascht – anscheinend war der Kompost derart förderlich, dass wir die Rispen deutlich einkürzen mussten. Alle Blüten- bzw. Fruchtansätze hätten die Pflanzen niemals zur Reife gebracht. So haben wir die Kraft gezielt in weniger und dafür größere Früchte gelenkt.

Vom Fruchtgemüse im Haus zum Fruchtgemüse im Freiland: Es war definitiv kein gutes Jahr für den Kürbis. Die Zucchini schlugen sich wacker, siehe oben, aber der Kürbis blieb im Ertrag weit zurück und musste schnell wieder ausgelagert werden. Es ist einfach manchmal ein grenzwertig feuchter und kühler Standort für diese Art von Gemüse! Doch wir geben nicht auf, denn auf Kürbis wollen wir nicht verzichten!

Dieses Jahr haben wir schweren Herzens den Kartoffelanbau ausgesetzt. Für uns ist der Anbau zu aufwändig mit Dammkultur und Schädlingsbekämpfung, um dann doch zu früh von Kraut- und Braunfäule dahingerafft zu werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir auf einer anderen Fläche wieder Kartoffeln anbauen, aber jetzt möchten wir die Fläche im Biotop für mehr Vielfalt oder Mehrfachsätze nutzen, da die Kartoffeln eine längere Standzeit haben. Dafür unterstützen wir andere Betriebe, indem wir für die Winterzeit von dort zukaufen.

Ein Blick in den Keller offenbart, dass es nicht das beste Lagergemüsejahr war. Mit den Karotten sind wir zufrieden, bei der Roten und Gelben Bete hatten wir Einbußen durch schlechten Aufgang und kleinere Früchte bei der runden Bete. Der Radicchio – dieses Jahr auf weniger Beeten – war bei der Ernte schön und mittelgroß. Der Kohlrabi bescherte uns doch einiges an kleinem Kaliber, ganz im Gegenteil zum Vorjahr. Weiß- und Blaukraut wurden schon früh vom Kohlweißling heimgesucht und dadurch auch etwas im Wachstum gehemmt. Insgesamt, auch wenn man die anderen Kohlsorten dazu nimmt, war es kein besonders gutes Kohljahr außer für die Steckrübe. Aber immerhin: Der Erdfloh hatte dieses Jahr nicht viel zu melden!

Nochmal unters Dach: die drei neuen Gewächshäuser haben sich seit letzten Winter (Aufbau im Oktober 2020) schon sehr bewährt, die Fruchtfolge für die nächsten 6 Jahre ist ausgearbeitet. Wir haben uns tatsächlich getraut, zwischendurch Gründüngung einzusäen, die dann rechtzeitig vor dem Aussamen eingemulcht wird. Die Vorteile wiegen mehr als der Verlust der Anbaufläche für diesen Zeitraum. Noch etwas mühsam ist der Unkrautdruck in den neuen Häusern, da die Fläche vorher eingesät war. Mit Hacken und Jäten wird es immer weniger werden. Der Boden ist für eine Bepflanzung mit Feldsalat noch etwas grob, aber auch hier wird es von Jahr zu Jahr angenehmer. Die längeren Wege verkürzt uns Helpi – nur für die Steuerung der Bewässerung müssen wir noch eine Lösung finden!

Sonstige Biotop Schlagzeilen:
Visionsprozess mit Teilprojekten! Suche nach Obstanbaufläche! Kräuter- und Blütenanbau! Falken wiederholt mit Bruterfolg! Erstes Obst in den Blühstreifen! Einrichtung unserer Gemeinschaftsfläche! Anlage eines Staudengartens! Bienenvölker und Wildbienen!

Wir sind gesegnet. Vielen Dank.