Was gibt es eigentlich im Winter?

Im Winter ist die Gärtnerei nur spärlich besetzt. Die Zeit wird von den GärtnerInnen genutzt, um Urlaub zu machen oder Überstunden aus der Saison abzubauen. Ganz eingestellt ist der Betrieb bei uns jedoch nicht. Denn außer über Weihnachten und Neujahr gibt es für die Mitglieder jede Woche einen Ernteanteil. Der Jahreszeit entsprechend fallen die Anteile etwas kleiner aus und die Gemüsevielfalt ist reduzierter. Dennoch gibt es jede Woche mindestens 5 unterschiedliche Kulturen, und dabei nicht nur Kohl!

Guads Gmias – auch im Winter!

Am Anfang vom Winter kann noch Palm-und Grünkohl im Freiland geerntet werden. Dieses Jahr haben wir auch einen kleinen Satz Lauch draußen stehen gehabt. Wenn der Schnee nicht zu hoch liegt und der Frost nicht zu stark ist, kann Lauch auch im Winter geerntet werden.

In unserem Erdkeller können wir bis ins Frühjahr reichlich Wurzelgemüse einlagern. Er muss nicht aktiv gekühlt werden, durch die tiefe Lage herrschen dort von Haus aus Temperaturen um die 5 Grad. Durch eine passive Lüftung kann das Klima dort gut gesteuert werden. Dieses Jahr haben wir dort Radicchio, Weißkraut, Rotkraut, Rote Bete, Gelbe Bete, Karotten, Sellerie und sogar Kohlrabi (die Sorte Superschmelz ist über mehrere Wochen gut lagerbar) eingelagert.

Aber auch auf frisches Gemüse müssen wir auch nicht verzichten. In unseren Gewächshäusern kann auch einiges wachsen und geerntet werden, obwohl die Häuser nicht geheizt sind. Wir bauen dort diverse Salate, Spinat, Pack Choi, Asiasalat und Winterpostelein an.

Um die Vielfalt in den Ernteanteilen weiter zu erhöhen, kaufen wir im Winter auch etwas Gemüse von befreundeten Gärtnereien, möglichst aus der Umgebung zu. Überwiegend sind das Kartoffeln, Pastinaken, Petersilienwurzeln, Zwiebeln und Äpfel.

Normalerweise gibt es jedes Jahr auch noch – von unserer Genossenschaft – selbst eingekochtes Sugo, welches wir im Sommer aus den Überschüssen einkochen. Dieses Jahr haben wir allerdings alles für die Ernteanteile gebraucht und wir mussten auf das leckere Sugo verzichten. Dafür gab es noch einen Honig, von einem Mitglied selbst geimkert und uns zur Verfügung gestellt!

Der Feldsalat

Dank der neuen Gewächshäuser konnten wir diese Wintersaison das erste Mal ein ganzes Haus mit eigenem Feldsalat anbauen! Unsere Fachgärtnerin Claudia hat darüber einen kleinen Text geschrieben, um den Salat einmal aus gärtnerischer Sicht näher vorzustellen:

Auch genannt: Ackersalat, Rapunzel, Vogerlsalat, Nüssler, Nüsslisalat, Mausohrsalat, Hasenöhrchen, Schafsmäuler, Sonnenwirbel, Schmalzkraut, Rawunze, …diesen Winter sind wir in den Genuss unseres ersten, selbstangebauten Feldsalats gekommen. Ein Anlass diese Kultur und ihre Kulturführung näher anzuschauen.

Warum eignet sich Feldsalat so gut für den Winteranbau? Er ist neben Postellein einer der wenigen Salate die sehr tiefe Temperaturen (bis minus 15°C) schadlos überstehen und schon bei 5 °C starken Massenzuwachs zeigen. Damit lässt er sich den ganzen Winter pflanzen und ernten. Außerdem gehört Feldsalat (Vallerianella) zur Gattung der Baldriangewächse und ist optimal als Zwischenkultur geeignet, da es keine weiteren Gemüsearten aus dieser Gattung gibt, die im Gewächshaus angebaut werden. Somit können keine Gattungsspezifischen Krankheiten übertragen werden und auch der Nährstoffbedarf unterscheidet sich. Alles in allem ist Feldsalat recht anspruchslos. Er ist auch wild auf Äckern zu finden, womit sein Name Ackersalat begründet ist. Allerdings ist der Anbau im Freiland recht mühsam, eine Direktsaat braucht sehr unkrautfreie Böden und das ungleiche Auflaufen der Samen mindert den Ertrag und macht die Ernte sehr mühsam.

Da ist der Anbau im Gewächshaus lohnender. Hier ist mit Erträgen von ca. 1 kg pro qm zu rechnen. Das bedeutet für uns, dass wir mit einem komplett voll gepflanzten Haus zweimal alle Mitglieder mit Feldsalat versorgen können! Warum machen wir dann nicht noch viel mehr davon, so dass es jede Woche Feldsalat gibt? Wir würden schlicht mit unseren Arbeitskräften nicht hinterherkommen und finanziell schnell an unsere Grenzen geraten. Alleine die Bodenbearbeitung und Pflanzung eines Hauses benötigt 20 Arbeitsstunden. Immerhin müssen 14 000 Erdpresstöpfe mit jeweils ca. 5 Feldsalatpflänzchen pro Topf gesetzt werden. Zum Glück brauchen die Töpfchen nicht tief eingepflanzt zu werden. Der Feldsalat mag es luftig, die Töpfchen werden einfach fest auf den Erdboden gestellt und wurzeln dann durch den Ballen in den Boden ein. So kann eine bessere Durchlüftung der Blätter gewährleistet werden. Das beugt wiederum Krankheiten vor. Besonders echter Mehltau, eine Pilzerkrankung die bei feuchter Witterung auftritt, kann im Feldsalat zu Problemen führen. Es ist eine Gradwanderung mit der Sprühberegnung genug Feuchtigkeit zur Verfügung zu stellen, das austrocknen der Ballen zu verhindern und gleichzeitig möglichst trockene Bedingungen auf den Blättern zu behalten. Anscheinend ist es uns diesmal recht gut gelungen, denn unser erster Satz war erfreulicherweise ganz gesund und ließ sich sehr gut ernten. Trotzdem benötigen wir für die Ernte der Wochenration etwa 9 h. Diese Zeit kann sich bei schlechter Qualität und somit erhöhtem Putzaufwand schnell verdoppeln bis verdreifachen! Hoffen wir das wir auch in Zukunft so schönen Salat ernten werden. Mit den neuen Häusern werden wir in den kommenden Wintern ca. 3 Belegungen mit Feldsalat haben, also 6 mal pro Saison Feldsalat in allen Ernteanteilen.